In die Farmacia Vaticana kommt man, wenn man den Vatikan über die Porta di Sant’Anna betritt, die Via Sant’Anna bis zur Via del Telegrafo hinaufgeht und dann rechts abbiegt. Ein Weg, den sehr viele Leute kennen. Die vom Orden der Barmherzigen Brüder betriebene Apotheke betreten jeden Tag bis zu 2.000 Menschen, womit sie als eine der meistbesuchten der Welt gilt. Das berichten zumindest die vatikanischen Quellen. 

Die meisten Besucher kommen von »außerhalb«, also aus Italien. Um zur Farmacia zu gelangen, musst du allerdings einen gewissen Aufwand auf dich nehmen. Benötigt wird ein Passagierschein, der von den lokalen Gendarmen nur dann ausgestellt wird, wenn du Ausweis und Arztrezept vorweisen kannst. Er gilt außerdem nur eingeschränkt, du kommst damit weder in die Vatikanbank noch in den Supermarkt oder in eines der anderen Vatikanischen Gebäude und schon gar nicht in die herrlichen Gärten.

Der Beliebtheit der Apotheke tut das keinen Abbruch. Dafür gibt es mehrere Gründe. Unter anderem eine riesige Produktpalette mit etwa 40.000 Artikeln; von Medikamenten über Nahrungsergänzungsmittel bis hin zu Hygiene- und Pflegeprodukten. Sie sind alle um ein Fünftel billiger als in Italien, da es im Vatikan keine Umsatzsteuer gibt. Außerdem verkauft die Farmacia Arzneimittel, die in dem sie umgebenden Nachbarland nicht erhältlich sind. Beliebte internationale Medikamente sind dort sofort zu bekommen – und werden sogar ins italienische Ausland verschickt – , andere können zumindest bestellt werden.

Das galt früher übrigens auch für die Anti-Baby-Pille. Die konnte man in der Farmacia Vaticana bereits erwerben, als sie in Italien noch gar nicht zugelassen war. Auch dem Vatikan selbst war ein lukratives Geschäft lange Zeit wichtiger als die Moral: Er investierte 20 Jahre lang in zwei Pharmaunternehmen, die die »Pille danach« herstellen. Erst Papst Franziskus hat der Angelegenheit 2017 einen Riegel vorgeschoben.